Intermediate und nichts geht weiter

Hast du gerade das Gefühl, dass du irgendwie feststeckst und keine Fortschritte mehr machst?

Du bist über das Anfängerstadium hinausgekommen, aber nun geht es nicht weiter.

 

Falls das auf dich zutrifft, möchte ich dich beruhigen: diese Phase scheint jeder durchzumachen, der eine Fremdsprache lernt und auf dem mittleren Niveau angekommen ist.

 

Aber auch dieses Problem lässt sich lösen, sobald du verstanden hast, worin die Ursache liegt.

 

Am Anfang, wenn du beginnst, die Sprache zu lernen, machst du rasant Fortschritte. In kurzer Zeit hast du einige hundert Wörter gelernt, kannst Verben konjugieren und bist in der Lage, eigene Sätze zu bilden, anstatt nur die gelernten Phrasen zu wiederholen und hast tatsächlich schon mit Muttersprachlern gesprochen.

 

In Null-komma-nichts wirst du fließend die Fremdsprache sprechen. Glaubst du.

Alles scheint so leicht zu gehen, macht ungeheuren Spaß und du lernst mit Feuereifer in jeder freien Minute.

Jemand hat diese Phase „Flitterwochen“ genannt. Eine sehr zutreffende Bezeichnung, denn selbst die längsten Flitterwochen gehen einmal zu Ende.

 

Irgendetwas ist plötzlich anders. Aber du weißt nicht genau, was. Du hast das Gefühl, als würdest du nichts mehr lernen können und das ist frustrierend. Vielleicht ist es ein Grammatikaspekt, den du einfach nicht hinbekommst: du kämpfst mit unregelmäßigen Verben in verschiedenen Zeitformen, mit der Verwendung von Präpositionen oder was auch immer. Egal, wie oft oder wie lange du dir die selbe Lektion vornimmst, du machst immer noch Fehler.

 

Du zweifelst langsam daran, dass genau diese Fremdsprache wirklich etwas für dich ist oder du vermutest sogar, dass der Lehrer, der Kurs nichts taugt.

Herzlichen Glückwunsch: du bist auf dem mittleren Niveau (B1/B2 nach europäischem Referenzrahmen) angekommen.

 

Auf dieser Stufe kennst du die gebräuchlichsten Wörter in der Fremdsprache, du kannst dich unterhalten und auch wenn der Feinschliff fehlt, kannst du dennoch ausdrücken, was du meinst.

Ab diesem Zeitpunkt scheint alles, was du lernst, für eine Konversation immer weniger nützlich zu sein. Du lernst Wörter, die du im Gespräch kaum brauchst und kannst sie dir schwerer merken.

Du hast den Eindruck, dass du nicht mehr so schnell vorankommst.

Tatsache ist: es kommt dir nur so vor, denn du lernst noch genauso viel. Es fühlt sich nur nicht mehr genauso an.

 

Dieses Gefühl beschränkt sich nicht nur auf Vokabeln, sondern erstreckt sich auch auf die Grammatik.

Wenn du beginnst, eine Fremdsprache zu lernen, fängst du mit der Gegenwartsform an. Dann lernst du, wie du etwas erzählen kannst, das in der Vergangenheit passiert ist und wie du über zukünftige Pläne sprechen kannst.

 

Je mehr Fortschritte du machst, desto feiner werden die Bedeutungsunterschiede im Ausdruck.

Je mehr du lernst, desto abstrakter wird es.

 

Der Schlüssel zur fortgeschrittenen Stufe ist es, alles, was du lernst, für dich relevant und nützlich zu machen. Erst dadurch wirst du es dauerhaft im Gedächtnis behalten.

Dazu musst du aber über das Lehrbuch hinausgehen und die Sprache im alltäglichen Kontext lernen. Verabschiede dich von Grammatikübungen und Vokabellisten, sondern mach die Fremdsprache zu einem Teil deines Lebens.

 

Der beste Weg, um selbstständig eine Sprache zu lernen, besteht darin, mit anderen zu sprechen und mit der Sprache ausserhalb eines Kurses zu interagieren, vor allem indem man Dinge macht, die Spaß machen.

Wenn du auf diese Weise lernst, haben neue Wörter und Ausdrücke automatisch eine entsprechende Bedeutung für dich und du wirst sie dir einprägen - auch wenn es Wörter sind, die allgemein weniger häufig gebraucht werden.