Als Erwachsener eine Sprache lernen

Die Art und Weise, wie Erwachsene oder Kinder eine Sprache lernen, ist in mancher Hinsicht unterschiedlich, doch es gibt dabei auch Gemeinsamkeiten.

Als Kinder sind wir alle ausgezeichnete Sprachschüler. Während wir erwachsen werden, ändern sich jedoch manche Dinge.

Es gibt eine ganze Reihe an Faktoren, die uns während unserer Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen beeinflussen. Es scheint, als würden einige Anlagen, die wir als Kind hatten, geringer werden oder sogar ganz verschwinden.

 

Aber wäre es nicht großartig, wenn wir einige Fähigkeiten, die wir als Kinder hatten, heute noch nutzen könnten?

 

Eine der Erkenntnisse ist die, dass Kinder im Hier und Jetzt leben, im Augenblick dessen, was sie gerade hören, sehen oder empfinden.

Die Wahrnehmung eines Erwachsenen wird oft durch Überzeugungen, Gedanken und Gefühle beeinflusst. Wir können uns so sehr um die Konsequenzen unseres Handelns sorgen oder um das kümmern, was die Menschen über uns denken, dass wir vielleicht nicht wirklich sehen, was im gegenwärtigen Moment passiert.

Da es beim Sprachenlernen darum geht, vollständig präsent zu sein, kann dies Erwachsene davon abhalten, Sprachen effektiv zu lernen.

 

Was den Prozess des Sprachenlernens zusätzlich erschwert, ist die Ansicht, dass Übersetzungsübungen, Grammatik und Vokabeln pauken dazu führt, die Sprachkenntnisse in der Fremdsprache zu verbessern. Diese Strategie erfüllt trotz hohem Zeitaufwand nicht die Erwartungen.

 

Warum denken wir Erwachsene, dass das Lernen von Regeln uns dabei helfen soll, eine Fremdsprache fließend zu sprechen? Das Konzept, eine Fremdsprache ohne Grammatik zu lernen, ist so ungewöhnlich, dass wir nicht glauben können, es würde funktionieren. Doch denk daran, wie Kinder lernen. Sie lernen keine Grammatik. Sie sind neugierig und lernen aus dem Kontext.

Kindern braucht eine Sprache nicht akademisch „gelehrt“ zu werden. Stattdessen ist der Spracherwerb in der Kindheit eine natürliche Angelegenheit und kein absichtlicher Plan.

 

Für Erwachsene jedoch ist das Sprachenlernen ein absichtlicher, akribischer Prozess, der ungeachtet der Fähigkeiten oder dem Wunsch zu lernen, selten, wenn überhaupt, in einem fließenden Sprachgebrauch endet.

 

Haben Kinder Angst, Fehler zu machen?

Nein. Kindern fehlt es an Selbstzweifel und sie konzentrieren sich auf das einzige Ziel – mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Sie sehen Fehler nicht als Misserfolg.

Tatsächlich ist das Konzept von Fehlern und Misserfolgen bei uns in Kindergärten und Schulen angesiedelt. Das Schulsystem basiert darauf, Fehler durch eine schlechte Leistungsbewertung zu bestrafen, was sich negativ auf das Selbstwertgefühl auswirkt und Ängste erzeugt.
Dieser Geisteszustand wirkt sich auch auf unseren Lernprozess und die Fähigkeit aus, neue Sprachen zu erlernen.

Gleichzeitig sind wir Menschen aber unglaublich gut darin, aus Fehlern zu lernen. In der Regel hilft das Scheitern sogar, schneller und nachhaltiger zu lernen.

Also denk daran - wir lernen durch Fehler. Wähle dir eine Umgebung, in der du ohne Urteil und Verlegenheit scheitern kannst.

 

 Dr. Stephen Krashen, ein Professor für Linguistik, vertritt die Ansicht, dass der Spracherwerb keinen extensiven Gebrauch bewusster grammatikalischer Regeln und deren langwierige Übung erfordert, sondern eine sinnvolle Interaktion in der zu erlernenden Sprache.

 

Beim Lernen einer Sprache geht es darum, seine Gedanken und Ideen auszudrücken und die Gedanken und Ideen anderer zu verstehen. Es geht weniger darum, die Grammatik akademisch zu lernen. Wichtiger ist es zu erkennen, welche Sprachformen gebraucht werden, um diese oder jene Vorstellungen auszudrücken.

Das mag wie eine subtile Unterscheidung erscheinen. Möglich, doch durch diese Unterscheidung kannst du die „Denkweise“ der anderen Sprache besser erfassen.

 

Um eine Sprache besser zu lernen, ist es häufig nicht notwendig, noch mehr des selben zu tun. Eine andere Lerntechnik oder neue Strategie anzuwenden ist oftmals hilfreicher.