Dothraki und Valyrisch

Die Verfilmung der Fantasy-Romane von George R.R.Martin „Ein Lied von Eis und Feuer“ hat als TV-Serie „Game of Thrones“ die Welt im Sturm erobert.

Der Schriftsteller hat nicht nur eine faszinierende Welt mit eigener Mythologie geschaffen, sondern auch den Grundstein für die Sprachen Valyrisch und Dothraki gelegt.

 

Ähnlich beeindruckend war J.R.R. Tolkiens Welt in seinem Fantasy-Epos „Herr der Ringe“, in dem er eine komplette Mythologie sowie die Sprachen von Mittelerde kreiert hat. Als Sprachwissenschaftler hat Tolkien nicht nur die Sprachstrukturen erarbeitet, sondern darüber hinaus im Silmarillion auch eine ausführliche Geschichte dieser Welt und ihrer Sprachen dargestellt.

 

Im Gegensatz zu Tolkien ist George R. R. Martin kein Linguist. In einem Interview zieht Martin einen Vergleich mit Tolkien, der nicht nur die Oberfläche einer Welt zeigt, sondern sie in ihrer ganzen Tiefe aufgebaut hat, einschließlich vollständiger linguistischer Rahmenbedingungen.

 

G.R.R. Martin sieht sein eigenes Epos dagegen nur als „Zaubertrick“ an, in dem er gerade genug von der Welt preisgibt, ohne ein komplexes Fundament zu benötigen.

Erst im Laufe der Jahre, bedingt durch das starke Interesse seiner Fangemeinde, wurde mehr von der Welt ausgearbeitet, in dessen Zuge das Buch „Die Welt von Eis und Feuer“ mit der vollständigen Geschichte von Westeros entstand.

 

Aber da er kein Linguist ist, hat Martin weder die Struktur noch das in der Serie verwendete Vokabular geschaffen, sondern in seinen Büchern lediglich durch eine sorgfältig konstruierte Benennung von Objekten und Charakteren sowie durch die Verwendung einzelner Wörter eine authentische Welt fingiert.

 

Was Martin an linguistischer Hinsicht fehlt, gleicht er durch die Mythologie seiner Schöpfung aus. Zum Beispiel passt seine Strategie, Charaktere und Orte zu benennen, äußerst genau auf die Geschichte von Westeros.

Er gibt uns einen kleinen Einblick in die Entwicklung der Sprache in Westeros. Die alte Sprache ist zum Beispiel die Sprache, die von den ersten Menschen nach Westeros gebracht wurde und jetzt nur noch jenseits der Mauer gesprochen wird.

Diese harte Sprache ist nicht ausgearbeitet, aber einige Wörter werden gelegentlich verwendet. In der Zeit, in der die Handlung in den Romanen spielt, sprechen die meisten Charaktere eine gemeinsame Sprache.

 

Von der anderen Seite der Meerenge kommen eine ganze Reihe exotischer Sprachen, unter denen dem Valyrischen eine besondere Bedeutung zukommt.

Hochvalyrisch ist eine Sprache, die man als das Latein von Westeros betrachten könnte, also weitgehend eine literarische oder tote Sprache, die aber immer noch die anderen Sprachen, insbesondere die abgeleiteten Sprachen, in den Königreichen beeinflusst.

 

Die wohl berühmtesten erfundenen Wörter der Romane stammen aus dem Hochvalyrischen:

Valar Morghulis (alle Männer müssen sterben) und
Valar Dohaeris (alle Männer müssen dienen).

 

Eine andere wichtige Sprache ist Dothraki, die Sprache des nomadischen Reitervolkes von Essos.

Neben den bkannten Wörtern Khal (Anführer) und Khaleesi (Frau eines Khal) werden in den Büchern nur noch 54 weitere Dothraki-Wörter erwähnt, von denen 24 Namen sind.

 

Um die HBO-Serie "Games of Thrones" authentischer zu gestalten und die Zuschauer in diese Fantasiewelt hineinzuziehen, war es jedoch plötzlich notwendig, mit einer vollständigen Sprache zu arbeiten. Auf der Suche nach einem geeigneten Sprachgestalter wandten sich die Produzenten der Serie an die Language Creation Society.

 

David J. Peterson, Sprachwissenschaftler und Sprachgestalter, gewann die Ausschreibung mit einem 180-seitigen Vorschlag. Er begann mit der phonologischen Analyse der in den Büchern vorhandenen 56 Wörter und entwickelte daraus den Klang der Sprache. Darauf aufbauend schuf er den Rest der Sprache und erstellte eine komplette grammatikalische Struktur.

Peterson hat Dothraki zu einer vollständigen Sprache mit mehreren tausenden Wörtern ausgebaut, die sich noch immer weiter entwickelt und neue Wörter hinzugewinnt.

Nicht nur seine eigene Website, dothraki.com (@Dedalvs), dokumentiert die Sprache, sondern es gibt sogar ein Game of Thrones-Wiki und unzählige Websites und Anleitungen, die der fiktionalen Sprache gewidmet sind.

 

Da sich eingefleischte Fans intensiv mit der Sprache beschäftigten und sie lernten, ist Dothraki heute tatsächlich – ähnlich wie das Klingonisch aus Star Trek – eine aktiv gesprochene Kunstsprache geworden.

 

Nachdem Peterson Dothraki entwickelt hatte, wurde er gebeten, auch das Valyrisch auszuarbeiten und zu einer funktionierenden Sprache zu erweitern.

Bemerkenswert an Petersons Arbeit für GoT sind die vielen Details, die in die von ihm geschaffenen Sprachen eingeflossen sind..

 

Peterson gab sich bei seiner Arbeit für GOT nicht damit zufrieden, mehrere Sprachen ausgestaltet zu haben, sondern er überlegte sich zudem, wie sich die jeweilige Sprache aufgrund der Geschichte von Westeros entwickelt hätte. Er machte sich ebenfalls Gedanken darüber, wie jemand die Sprache lernen würde und was missverstanden werden könnte.

 

Petersons unglaubliche Arbeit hat zu anderen Jobs in der Branche geführt und er hat über „The Art of Language Invention“ ein Buch geschrieben. Es ist klar, dass er ein Meister seines Fachs ist, der weiß, dass Sprachen weit mehr sind als nur ihre grammatischen Strukturen. Er hat es geschafft, die Geschichte und Evolution, die reale Sprachen formen, in seinen eigenen Kreationen neu zu erschaffen und ist wirklich ein Künstler der Sprachen.

 

Dieser wunderbar detaillierte Ansatz zur Erstellung von Sprachen hat sich gelohnt.

Wenn man Dothraki und die valyrischen Sprachen in Game of Thrones hört, ist es klar, dass die Schauspieler nicht nur zufällige Fremdtöne sprechen. Es ist wirklich ein Kunstwerk für die Fantasy Nerds und Sprachliebhaber unter uns.

 

Wenn du also ein großer Fan von Game of Thrones und ein Sprachliebhaber bist, kannst du Dothraki oder Hoch-Valyrisch einfach online lernen, dank der einwandfreien Details, die Peterson in die Entwicklung praktikabler fiktionaler Sprachen investiert hat.