Schweden, Dänen und Norweger sprechen sehr gut Englisch. Als Englischschüler
gelten sie als die Besten in der Welt. Aber warum sprechen sie so fließend Englisch?
Ein Grund liegt sicher darin, dass Englisch und die skandinavischen Sprachen derselben Sprachfamilie angehören. Die skandinavische Gruppe ist nordgermanisch und Englisch ist westgermanisch. Das macht es Skandinaviern leichter, diese Sprache zu verstehen und selbst anzuwenden.
Schwedisch und Englisch haben mehr als 1.000 Wörter gemeinsam, und die Satzstruktur ist in allen diesen Sprachen ähnlich.
Sicher ist dies ein wichtiger Faktor, aber er kann nicht so bedeutend sein, denn sonst könnten Engländer, Niederländer und Deutsche alle drei Sprachen sprechen, da sie derselben Sprachgruppe angehören. Also muss es noch andere Gründe geben.
Einer davon könnte demographisch sein. Zum einen gibt es nicht viele schwedische oder dänisch sprechende Menschen auf der Welt. Skandinavische Gemeinden im Ausland sind klein. Die skandinavischen Länder selbst sind nicht so groß. Englisch hingegen ist Lingua franca der westlichen Welt. Diese Sprache zu beherrschen, ist praktisch, vor allem, weil die Nordländer sehr gerne reisen. Und es ist viel einfacher zu reisen, wenn man Englisch versteht, anstatt nur zum Beispiel Norwegisch.
Ein anderer Grund könnte in der Geschäftswelt liegen. Die Volkswirtschaften skandinavischer Länder gehören zu den größten der Welt.
Dies ist teilweise auf die Englischkenntnisse innerhalb der lokalen Bevölkerung zurückzuführen, da viele erfolgreiche internationale Unternehmen in diesen Ländern ansässig sind. Da diese Unternehmen hauptsächlich auf Englisch arbeiten, ist die Nachfrage nach dieser Sprache in Skandinavien sehr hoch.
Aber wieder einmal sind keine dieser Gründe ausschlaggebend. Sie erklären nur, warum Skandinavier Englisch lernen wollen, aber es erklärt nicht, warum so ein außergewöhnlich hoher Prozentsatz von Schweden ( ca. 85-90 % nach verschiedenen Quellen) es so gut spricht.
Der wahre Grund hinter dem skandinavisch-englischen Phänomen liegt in der Präsenz der englischen Sprache.
Es spielt keine Rolle, ob man in Norwegen, Dänemark oder Schweden ist. Man kann viele amerikanische Filme im Kino und amerikanische Fernsehsendungen in lokalen Netzwerken finden. Im Gegensatz zu anderen Teilen Europas werden diese Medien nie übersetzt. Während die Untertitel in der lokalen Sprache bereitgestellt werden, ist der Soundtrack original. Und das ist nicht alles. Es gibt auch andere Medien (wie Musik) auf Englisch, von denen die Menschen vor Ort lernen können. Menschen in skandinavischen Ländern lernen also viel, indem sie fernsehen oder ins Kino gehen.
Ein weiterer echter Grund ist ein hoher Bildungsstandard. In Dänemark beginnen Kinder ab 6 Jahren Englisch zu lernen! Und sie lernen es bis zum Abschluss.
Die Zeit ist jedoch nicht der Hauptfaktor der Bildungseffizienz. Der Hauptfaktor ist seine Qualität.
Die meisten Schulen auf der ganzen Welt konzentrieren sich auf die Theorie der Sprache. Im Norden konzentrieren sie sich jedoch auf Theorie und Praxis.
Schüler sprechen Englisch während des Englischunterrichts. Schon bald verwenden sie in anderen Situationen englische Wörter, um ihre Gedanken flexibler und freier auszudrücken. Statt Grammatik zu lernen, benutzen sie die Sprache und haben Spaß damit.
Englisch ist überall in Skandinavien gegenwärtig, einschließlich Social Media, TV-Shows, Filme, Musik (die beliebtesten Hits sind in der Regel auch Englisch), Videospiele, Menüs in Restaurants, Straßenschilder, Bildung und internationalen Arbeitsplätzen.
Norweger, Schweden und Dänen sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie man im täglichen Leben in Englisch eintauchen kann. Sie sind der Sprache ausgesetzt. Sie sind gezwungen, es zu benutzen.
Also, ist es immer noch überraschend, dass die meisten fließend Englisch sprechen?
