Urlaub in Uruguay

Nach monatelanger Vorfreude und 20 Stunden Reisezeit endlich am anderen Ende der Welt angekommen.
Von München ging es erst nach Sao Paulo zum Umsteigen in Pluna-Air, der kleinen Airline von Uruguay, um dann am späten Vormittag in Montevideo am Carrasco International Airport, zu landen.
Pünktlichst wurde ich von einem privaten Fahrdienst abgeholt und zu meinem Urlaubsquartier gebracht.
Alleine die Fahrt bot schon viel für das Auge.
Der Willkommen-Gruß direkt nach Verlassen des Flughafens spricht für die Offenheit und Warmherzigkeit, die mir überall in Uruguay begegnet ist.

Wieso eigentlich Uruguay?

Meine Freunde und Bekannten haben sich schwer gewundert, dass ich mir Uruguay als Urlaubsland ausgesucht hatte. Kaum jemand kennt das Land und würde nicht im Traum daran denken, dort seine Ferien zu verbringen.  Ich muss zugeben, ohne den Auswanderer-Blog von Wally&Denise "Retired in Uruguay" wäre ich selbst nie auf die Idee gekommen. Ihre Schilderungen von ihren Erlebnissen und ihrem Hausbau hat mich so fasziniert, dass ich mir dachte, das könnte auch für mich ein Land sein, in dem ich später leben könnte.
Mittlerweile sind Wally&Denise wohl wieder in die Staaten von Amerika zurückgekehrt, da sie sich leider ohne die nötigen Sprachkenntnisse nicht wirklich etabliert hatten.

Das ist etwas, was mir völlig unverständlich ist: wie kann man in ein Land auswandern wollen, ohne die Landessprache zu sprechen oder sie zumindest dann im Land zu lernen?
Ich habe den Aufwand dafür schon als Vorbereitung auf meinen Urlaub betrieben und mir wenigstens einige Grundkenntnisse in Spanisch angeeignet. Ansonsten hätte ich ein ernsthaftes Problem gehabt, mich mit meiner Gastgeberin Christina zu verständigen.
Das Spanisch, das in Uruguay und in Argentinien gesprochen wird, unterscheidet sich vor allem in der Aussprache erheblich von dem castellano, das in Spanien gesprochen wird. Das uruguayo klingt noch weicher durch den italienischen Einschlag, den die Einwanderer mitgebracht haben.

Als Berufstätige in Vollzeit mit einem anstrengenden Arbeitsalltag und zusätzlichen privaten Verpflichtungen war es nicht leicht. Aber ich habe  die Zeit, die ich auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn verbracht habe, gut genutzt, um etwas spanisch zu lernen. Außerdem hatte ich einen wirklich hilfreichen Sprachkurs gefunden, mit dem ich hinsichtlich meiner zeitlichen Möglichkeiten und meinem Tempo entsprechend üben und lernen konnte.
Wichtig für mich an dem Kurs war zum einen, dass auf die Besonderheiten des südamerikanischen Spanisch eingegangen wurde und zum anderen, dass mit dem Kurs wirklich schnell Fortschritte zu erzielen waren.
Jetzt erst noch ein paar Bilder, die auf der Fahrt zu meiner Gastgeberin entstanden sind.
Da der Fahrer ziemlich aufs Gaspedal getreten ist, musste das schnell gehen und leider bin ich keine begnadete Hobby-Fotografin. 

Nachdem ich bei Christina mein Zimmer bezogen hatte, ging es zusammen los auf den ersten Spaziergang. Selbstverständlich an die Küste, zum Abschnitt Playa Honda. Von Christinas Wohnung aus waren es nur ein paar Minuten Fußweg.
Wenn man am Strand steht und auf das Wasser hinaus sieht, könnte man glauben, man befände sich am Meer. Aber weit gefehlt.
Man blickt auf den Rio de la Plata, dem breitesten Fluss der Welt, mit unglaublichen 220 km an der weitesten Stelle und der als Staatsgrenze zwischen Argentinien und Uruguay dient.

Die Rambla von Montevideo läuft auf einer Länge von 22 km die Küste von Montevideo entlang. Man kann die Rambla auch als längsten Bürgersteig der Welt betrachten.

La Rambla, südlich der Bucht von Montevideo, bietet eine großartige Umgebung für sportliche Menschen. Hier kann man  Aktivitäten wie Joggen, Radfahren, Angeln, Sonnenbaden oder Skateboard- und Rollschuhlaufen nachgehen. 
Die Allee wird im Sommer von einer speziellen
Polizei-Einheit bewacht, um den zahlreichen Touristen eine sichere Umgebung zu bieten. Ende April ist das aber nicht mehr notwendig. Es geht schließlich auf den Winter zu.
Christina hat mir für meinen Ausflug von Malvin nach Pocitos netterweise ihr Fahrrad geliehen. Meine Küstentour begann in der Calle O'Higgins, die in die Rambla Republica de Chile übergeht und zum Yacht-Hafen führt.
In weiser Voraussicht hatte sie mir schon erklärt, dass sie das Rad längere Zeit nicht benutzt hat und es durchaus noch etwas Luft im Reifen bräuchte. Das sei aber kein Problem, geht an jeder Tankstelle.
Tatsächlich war es dann auf dem Rückweg von Pocito so weit. Der freundliche Tankwart hat sich sehr bemüht, meinen seltsamen Akzent zu verstehen und in Handumdrehen war der Reifen wieder flott.

Um sich in Montevideo ausgiebig umzusehen und die Sehenswürdigkeiten abzuklappern, empfiehlt es sich, den Bus zu nehmen. Ansonsten bleibt nur noch das Taxi. Es gibt in Montevideo keine Metro oder irgendeine Bahn. Auch nicht im Rest von Uruguay.

Obwohl Taxis in Montevideo nicht teuer sind, würde ich immer den Bus bevorzugen. Das ist einfach unterhaltsamer.

 

Ab und an steigt eine Frau mit einer sehr großen Tasche ein und beginnt ihre Verkaufspräsentation von Leggins, T-Shirts oder was immer sie gerade dabei hat.

 

Wenn sie fertig ist, geht sie von Fahrgast zu Fahrgast und fragt nach, ob jemand was möchte, ohne aufdringlich zu sein.

 

Oder du wirst zwei, drei Stationen lang von einem Gitarrensänger mit einem Ständchen beglückt. Wenn es gefallen hat - und die jungen Kerle sind echt gut -  gibst du ein paar Münzen.
Beim Schichtwechsel der Busfahrer solltest du dir schon die lateinamerikanische Gelassenheit angewöhnt haben. Aber du hast es ja eh nicht eilig.

 

Damit du in den Genuss einer Busfahrt kommst, stellst du dich an das Häuschen mit dem grünen Dach und winkst, wenn du den Bus entdeckst, mit dem du fahren willst. Ansonsten kannst du dem Rücklicht hinterher schauen.
Darüber, welcher Bus wohin fährt, solltest du dich am besten auch vorab informieren. An den Haltestellen hängt nämlich weder ein Zeitplan noch eine Übersicht, welche Linie welches Ziel anfährt.
Schau dazu auf die Internet Seite Guía Online de los Ómnibus y Calles de Montevideo oder auf Tres Cruces für Busfahrten in und außerhalb von Montevideo.

 

Das Busticket zahlst du im Bus bei einem Kassierer, der in der Regel in der dritten oder vierten Reihe sitzt. Falls du in der Rush-Hour in einen Bus einsteigst, der schon bis auf Anschlag voll ist, drückst du deinem Vordermann das Geld in die Hand. Der reicht es weiter und der nächste wieder, bis es beim Kassierer gelandet ist. Dann wird dein Wechselgeld ordentlich in das Ticket gewickelt und findet auf gleiche Weise seinen Weg zurück zu dir.

 

Hier noch ein paar Eindrücke von Malvin, einem der Stadtteile, die an der Küste von Montevideo liegen.

Bei meinem Ausflug nach Colonia del Sacramento hat das Wetter leider gar nicht mitgespielt. Es war sehr kühl, um nicht zu sagen kalt und von morgens bis abends verregnet.
Dennoch war es ein eindrucksvolles Erlebnis, mit dem Bus über Land zu fahren und dabei die Bekanntschaft von Paraguayanern und Brasilianern zu machen, die für ein verlängertes Wochenende nach Uruguay kommen.

 

Die "barrio histórico", das Altstadtviertel von Colonia zählt heute zum Weltkulturerbe der Unesco,  Den Grundstein dazu legten die Portugiesen bereits 1680.
In dem malerischen Städtchen mit den bunten Häuschen und Kopfstein gepflasterten Straßen fühlt man sich tatsächlich ein wenig in der Zeit zurückversetzt. Vielleicht nicht gleich ins 17.Jahrhundert,  aber so ein paar Jahrzehnte schon.

So vehement der Ort in den Reisebroschüren als Attraktion angepriesen wird, so unspektakulär ist es dort in Wirklichkeit.
Klar, es gibt einige interessante kleine Läden zum Stöbern, Cafés und historische Gebäude zu bewundern. Aber das war es auch schon.
Viele der Touristen, die aus dem lauten, hektischen Buenos Aires mit der Fähre herüber kommen, genießen jedoch gerade die Ruhe und Beschaulichkeit der alten Stadt und setzen sich mit einem Mate oder Kaffee zum Sinnieren oder entspanntem Plaudern
unter die Schatten spendenden Bäume.


Zum Glück war ich mir mit meiner Busbekanntschaft, einer jungen Brasilianerin, recht schnell darüber einig, dass wir bei dem schlechten Wetter ein, zwei Stunden herum bummeln, uns dann in einem gemütlichen Restaurant aufwärmen und was leckeres essen, bis es Zeit wird, mit dem Bus zurück zu fahren.

Wir haben uns tatsächlich miteinander verständigen können, ohne eine weitere Fremdsprache wie englisch zu bemühen.
Daran konnte man wieder deutlich erkennen, dass portugiesisch und spanisch doch die selben Wurzeln haben.

So war das für uns beide doch ein unterhaltsamer Tag - in jeder Hinsicht.

Am nächsten Tag, dem ersten Mai, ging es etwas weiter hinaus aufs Land. Freunde von Christina und ihrem Lebensgefährten Pablo hatten uns zum Assado eingeladen.

Der erste Mai, der Tag der Arbeit, ist in Uruguay schon fast ein heiliger Feiertag. Da arbeitet so gut wie niemand, der nicht in einer Klinik beschäftigt ist. Es geht kein Bus, es fährt kein Taxi, es hat in Montevideo nichts offen.

 

Als wir ankamen, war das Grillgut schon vorbereitet, aber das Feuer noch nicht entfacht und würde wohl noch einige Zeit  benötigen. In der Zwischenzeit hat mir Pablo seine alte Stute für einen Ausritt förmlich aufgedrängt.
So zog ich also mit ihr los, an schier endlosen Rinderweiden vorbei und hab mich wieder einmal gewundert, wie flach, weit und schön das Land ist.

Da es im Landesinneren, ca 200 km von Montevideo entfernt, wesentlich sonniger und wärmer war als in der Stadt, konnten wir das Essen bei einem hübsch gedeckten Tisch im Freien genießen.

Die restlichen Tage in Montevideo habe ich genutzt, den Mercado del Puerto aufzusuchen, durch die Parks zu schlendern, mit Christina noch einmal in ein Konzert zu gehen, Kostüme im Museo de Carneval zu bestaunen und einfach die lateinarmerikanische Lebensart zu genießen.